VRFF unterstützt Redakteursausschüsse von ARD, ZDF und Deutschlandradio

03.11.2017/VRFF/HK/Mainz: „Staatsfunk“? – völlig abwegig

Staatsfunk und Zwangsgebühr: Zwei Kampfbegriffe im aktuellen Ringen um den Auftrag und die Entwicklungsmöglichkeiten des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Die Redakteure bei ARD, ZDF und Deutschlandradio haben offensichtlich genug von solchen Diffamierungen. Gemeinsam verabschiedete die Arbeitsgemeinschaft der öffentlich-rechtlichen Redakteursausschüsse (AGRA) die „Frankfurter Erklärung“, in der sie sich gegen die Vorwürfe wehrt. Die VRFF Die Mediengewerkschaft unterstützt die Redakteursausschüsse und fordert mehr Sachlichkeit statt Polemik.

In dem Schreiben wenden sich die AGRA-Mitglieder an die Kolleginnen und Kollegen bei Zeitungen und Zeitschriften: „Wir fragen uns, warum Sie mit solchen Äußerungen unsere Arbeit verunglimpfen und sich damit selbst in die Nähe von Rechtspopulisten stellen“, so die Journalisten von ARD, ZDF und Deutschlandradio. Es gebe eine „seit Monaten laufende Kampagne“ einiger Zeitungen und Zeitschriften. Damit bedienten die Printmedien ein Klima, das Journalisten der öffentlich-rechtlichen Medien an den Pranger stellen solle.

„Können Sie uns mal erklären, warum wir als verantwortungsvolle JournalistInnen in diesen Zeiten nicht zusammenhalten gegen Fake News und populistische Parolen?“, so die Unterzeichner. Weiter fragen sie, wer denn die Brücken bauen solle zwischen auseinanderfallenden Teilen der Gesellschaft, wenn nicht die Journalisten in Presse und Rundfunk. Mit der Kampagne werde auch der Journalismus insgesamt beschädigt.

„Wir brauchen starke Zeitungen und Zeitschriften, aber auch starke öffentlich-rechtliche Sender“, sagte einer der AGRA-Sprecher und VRFF-Mitglied Hubert Krech in einem Deutschlandfunk-Interview. Sachlicher Kritik stelle man sich gern, sagte der ZDF-Redakteur.

Auf das Schreiben reagierte der Präsident des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) Mathias Döpfner umgehend. Er sprach von einem Missverständnis. Er habe lediglich vor einem Verlagssterben gewarnt: „Wenn dann irgendwann quasi nur noch öffentlich-rechtliche Online-Zeitungsangebote zur Verfügung stünden, dann und nur dann würde eine Art ‘Staatspresse’ entstehen, ein Monopol, das von zentral erhobenen Gebühren lebte und unter der Aufsicht von Politikern aller Parteien stünde“, erklärte Döpfner. Ausschnitte der Rede Döpfners auf dem BDZV-Kongress legen aber auch andere Interpretationen nahe (siehe Link unten). Döpfner lud die AGRA zu einem Dialog ein.

Die VRFF fordert die Zeitungsverleger zu mehr Sachlichkeit auf. Das Angebot Döpfners zu einem Dialog ist ein Schritt in die richtige Richtung. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat ein verfassungsgerichtliches Recht auf Weiterentwicklung und damit auch eine Entwicklungsgarantie im Internet. Das ist wichtig, um auf allen Plattformen die Menschen zu erreichen.

„Der Brief der Redakteursausschüsse an die Kollegen der Printmedien ist absolut nachvollziehbar: Wenn Reporter von ARD, ZDF oder Deutschlandradio bei Außeneinsätzen nicht nur von Pegida- und AfD-Anhängern angefeindet werden, sondern wenn auch ernstzunehmende Funktionäre von Verlagen und einzelne Zeitungsredakteure eine ähnliche Wortwahl benutzen wie Populisten, muss man dem entgegentreten“, sagte Ulrich Eichbladt, Bundesvorsitzender der VRFF.

Links:

„Frankfurter Erklärung“ der AGRA

http://www.agra-rundfunk.de/wordpress/?p=454

Offener Brief von Mathias Döpfner an die AGRA

http://www.bdzv.de/nachrichten-und-service/presse/pressemitteilungen/artikel/detail/bdzv-praesident-doepfner-oeffentlich-rechtliche-sender-und-private-verlage-brauchen-ueberlebensperspekt/

Mitschnitt der Rede Döpfners beim BDZV-Kongress

Döpfner: "Gebührenfinanzierte, digitale Staatspresse"

Springer-Chef und Verleger-Lobbyist Mathias Döpfner behauptet, er habe die Öffentlich-Rechtlichen lediglich im Konjunktiv als "Staatspresse" bezeichnet. Doch das stimmt nicht:

Gepostet von Zapp – Das Medienmagazin am Donnerstag, 2. November 2017