9. Medienkonferenz des dbb: Öffentlich-Rechtliche müssen junges Publikum binden

17.10.2014/dbb/Berlin: Nur wenn es gelingt, dauerhaft mehr junge Zuschauer für das Programm zu gewinnen, ist die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gesichert. „Für ARD und ZDF ist das eine existenzielle Frage“, sagte der dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt zur Eröffnung der 9. Medienkonferenz des gewerkschaftlichen Dachverbandes am 16. Oktober 2014 in Berlin. „Die Jugend von heute ist die marktrelevante Zielgruppe von morgen.“

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Dauderstädt verwies auf die am Folgetag anstehende Entscheidung der Ministerpräsidenten der Länder zum seit langem diskutierten gemeinsamen Jugendkanal von ARD und ZDF und sagte: „Die Bundesleitung des dbb unterstützt ein solches Vorhaben.“

Das größte Problem der traditionellen öffentlich-rechtlichen Fernsehprogramme sei die Überalterung ihrer Zuschauer. „Langfristig auf den konstanten Erfolg bei den ‘Alten’ zu setzen, ist eine riskante Strategie. Das haben auch die Verantwortlichen von ARD und ZDF erkannt“, sagte Dauderstädt. Die Quoten der Öffentlich-Rechtlichen seien noch gut, weil sie inklusive ihrer Dritten Programme mehr als die Hälfte der Zuschauer im Alter über 50 Jahre vereinigen. „In der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen spielen sie dagegen nur in der zweiten Liga“, so der dbb Chef. Ein umfassendes Angebot speziell für Jugendliche und junge Erwachsene, crossmedial, interaktiv und in öffentlich-rechtlicher Qualität, werfe aber auch neue, grundlegende Fragen auf, über die auf der Medienkonferenz diskutiert werden solle: Etwa, ob die jungen „Digital Natives“ mit einem linearen Jugendkanal überhaupt noch zu erreichen seien oder ob die begrenzten Ressourcen der Öffentlich-Rechtlichen statt in diesen neuen Kanal besser in die Verjüngung der Hauptprogramme fließen sollten.

Der ARD-Vorsitzende und NDR-Intendant Lutz Marmor sowie Prof. Dr. Helmut Thoma, ehemaliger RTL-Geschäftsführer, der auf seinem Fernsehsender NRW.TV das „Jugend-Fenster“ Nix.TV.de gestartet hat, gingen in Impulsvorträgen dem Kampf der Sender um junge Zuschauer auf den Grund. Im Anschluss wurde unter dem Motto „In der ersten Reihe? Die Öffentlich-Rechtlichen und das junge Publikum“ das Thema in einer Diskussionsrunde vertieft. Dazu hatten sich neben Marmor und Thoma auch Dr. Simone Emmelius, Leiterin von ZDFneo, Claus Grewenig, Geschäftsführer des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien, Marcus Weinberg, Familienpoltischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Dr. Walter Klingler, Leiter der Medienforschung des SWR und Sandra Kothe, Vorsitzende der dbb jugend, auf dem Podium eingefunden.

Kothe machte die Unterstützung der Jugendorganisation des dbb für ein crossmediales Jugendangebot von ARD und ZDF deutlich. „Junge Menschen haben Anspruch auf ein passgenaues Programm – und dafür gibt es bislang in den beiden Hauptkanälen kaum Freiräume.“ Jugendliche wollten nicht nur gut informiert, sondern auch direkt beteiligt werden. „Deshalb unterstützen wir die Idee eines Jugendbeirates“, sagte Kothe.

Ein Jugendkanal könne Raum für Experimente bieten, aber auch zur Werte- und Meinungsbildung beitragen Die dbb jugend plädiere dafür, besonders die Themen Berufsfindung und Orientierung in den Vordergrund zu stellen.

(Anmerkung der Redaktion: Am 17. Oktober 2014 haben die Ministerpräsidenten der Länder auf ihrer Konferenz in Potsdam entschieden, dass es den Jugendkanal von ARD und ZDF nur in stark „abgespeckter“ Form geben wird. Statt eines multimedialen Angebots – Fernsehen, Radio, Internet – wird es den Jugendkanal nur als Online-Version geben. In einigen Bundesländern hatte es Widerstand gegen das Projekt gegeben.)