An einem Sonntag Ende Oktober – Ein Erlebnisbericht von Daniela Kahrau

Es ist Sonntag, der 25.10.2015.

Die Sonne scheint nicht. Hogesa will in Köln Geburtstag feiern. Eine Provokation der rechten Szene – gerichtet an die tolerante Großstadt, die erst kürzlich vom Attentat mit rechtsradikalem Hintergrund gegen Oberbürgermeisterkandidatin Henriette Reker geschüttelt wurde. Sogar mehr als eine Provokation.

So empfand ich es und womöglich auch die beinahe 20.000 Menschen, die am Sonntag dem ungemütlichen Herbstwetter und den Faschos der HoGeSa-Gruppierung trotzten. Die Versammlung auf dem Ottoplatz war bunt – die Stimmung entschlossen. Familien mit Kindern, Rentner, Linke, verschiedene politische Parteien, Gewerkschaften (u.a. natürlich die VRFF und ihr kommunaler Dachverband dbb Köln) und viele Bündnisse für Toleranz demonstrierten friedlich gegen die Versammlung der rechten HoGeSa, die mit ca.700 Personen stark, im Vergleich zum Vorjahr, eingebüßt hatte.

Dieses Mal durfte HoGeSa auch nicht den zentralen Breslauer Platz nutzen. Sie wurden auf den Barmer Platz verbannt – eingezäunt und abgeschottet auf einem Schotterplatz, wo nur die Polizisten, von denen sie umringt waren, sehen und hören konnten, was keiner sehen und hören wollte. Das alleine wirkte schon peinlich genug, es wurde aber noch getoppt als festgestellt wurde, dass HoGeSa keine Ordner für die Kundgebung eingeplant hatte (Naja, wenn man sich im Rechtsstaat nicht so auskennt, kann das ja mal passieren). Dieser Punkt ist vor Ort heilbar – was uns zum nächsten peinlichen Intermezzo führt. Es folgt die verzweifeilte Suche nach Ordnern – die verzweifelte Suche nach Personen die nicht alkoholisert sind und nicht vorbestraft sind. Melanie Dittmann sucht 1,5 Stunden. Sie wird fündig, aber die Kundgebung verspätet sich und die Stimmung auf dem Barmer Platz war wohl alles andere als euphorisch.

Begleitet wurden die Veranstaltungen von diversen Blockaden gegen HoGeSa, z.B. auf und neben den Bahngleisen, die die Versammlung der HoGeSa-Anhänger daran hindern sollten in Köln anzukommen und Ihre Kundgebung durchzuführen. Während die Sitzblockaden auf den Gleisen ohne weiteren Zwischenfall beendet wurden, kam es an der Blockade Opladener Straße zu einer größeren Auseinandersetzung zwischen Polizei und Demonstranten (ich verzichte explizit auf die Kategorisierung Linke, linksautonome oder schwarzer Block, weil die Blockade sehr gemischt war). Diese Auseinandersetzung war, meiner Meinung nach, einzelnen Personen geschuldet und in der Heftigkeit der Reaktion seitens der Polizei wohl verständlich in Anbetracht des Gesamtpotenzials.

Fakt ist jedoch, und dieser Punkt ist mir wichtig: Man wirft nicht mit Flaschen nach Menschen. Und wer mit Flaschen nach Polizisten wirft, hinter denen mindestens ein Wasserwerfer steht, provoziert die Eskalation und gefährdet damit nicht nur sich selbst, sondern auch die Menschen in der direkten Umgebung. Punkt. Eine friedliche Demonstration darf nicht durch die Handlungen von Einzelpersonen demontiert werden. Das schadet der toleranten Mitte und dem Ruf der Veranstaltungen. Darauf sollten alle Beteiligten acht geben.

Am Ende überwiegen für mich die positiven Erlebnisse. Es gab keine Krawalle wie im vergangenen Jahr, keine Schwerverletzten, kein Chaos. HoGeSa ist nicht gewachsen, sie ist kleiner geworden. Es waren 20.000 Menschen friedlich auf der Straße, um für ein tolerantes Miteinander und gegen HoGeSa zu demonstrieren. Die Kölnerinnen und Kölner haben wieder mal gezeigt, dass sie für ihre Ideale einstehen und sie verteidigen.

Danke Köln!