07.11.2014/DW/Berthold Stevens/Bonn:
George H. W. Bush war US-Präsident, als die Mauer fiel. Im Interview der Deutschen Welle schildert der 90-Jährige unter anderem, wie er damals persönlich den Fall der Mauer gesehen habe:
„Obwohl mich das, was sich augenscheinlich ereignete, persönlich begeisterte, habe ich mich davor gehütet, den Medien vorschnell Statements zu geben. Wir mussten mit Vorsicht und Bedacht auf die guten Nachrichten reagieren. Dabei ging es darum, wie Präsident Gorbatschow sich verhalten würde, aber auch, wie seine Gegner in der Sowjetunion reagieren würden.“
Nach den für ihn wichtigsten Entscheidungen gefragt, sagte Bush: „Die allerschwierigste Entscheidung war, ob wir die Wiedervereinigung unterstützen sollten. Doch insbesondere wegen des engen und vertrauensvollen Verhältnisses (zum damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, d. Red.) fiel die Entscheidung am Ende nicht schwer.“
Bush hatte 1989 die Erwartung geäußert, dass Deutschland uneingeschränkt seinen Beitrag zu Frieden und Sicherheit in der Welt leisten werde. Auf die Frage, ob das vereinigte Deutschland seine Erwartungen erfüllt habe, sagte Bush dem deutschen Auslandssender: „Ja, mehr als das! Es ist einfach toll zu sehen, wie Deutschland die schwierigen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Vereinigung gemeistert hat und eine führende Rolle bei einer Vielzahl von regionalen und globalen Themen spielt.“
Auf die Frage, was getan werden müsste, um das Vertrauen vieler Deutscher in die USA wiederherzustellen und die Beziehungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten wieder zu verbessern, sagte Bush: „Ich hoffe, dass das Mauerfall-Jubiläum wieder mehr ins Bewusstsein bringt, welchen wichtigen Beitrag das amerikanische Volk und seine Regierung für Deutschland und dessen Wohlstand geleistet haben – nicht nur seit 1989, sondern seit 1945. Das ist etwas sehr Großartiges und Beständiges, das hoffentlich nicht durch die Irritationen der letzten Zeit an dauerhafter Strahlkraft verliert.“
Auf die Frage, ob die Bundesregierung den deutschen Beitrag zum US-geführten Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ erhöhen sollte, sagte Bush: „Das ist eine innere Angelegenheit und die sollen Kanzlerin Merkel, die ich sehr schätze, und deren Berater selbst regeln. Ich habe nie viel von unerbetenen Ratschlägen gehalten, schon gar nicht, wenn diese von einem 90-Jährigen kommen.“