14.04.2016/VRFF/IMT: „Ständige Erreichbarkeit heißt nicht zwangsläufig ständige Verfügbarkeit“ sagte Astrid Hollmann, Bundesgenderbeauftragte der VRFF anlässlich der
Fachtagung der dbb Frauen zum Thema „Digitalisierte Welt. Frauen 4.0 rund um die Uhr vernetzt. Chancen erkennen – Risiken benennen“.
Unter den 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern waren neben Astrid Hollmann, stellvertretende Bundesvorsitzende des dbb beamtenbund und tarifunion sowie Vorsitzende unserer Gendervertretung, auch der Bundesvorsitzende der VRFF Ulrich Eichbladt, Ulrike Bosler, Genderbeauftragte BG WDR, sowie Isa März-Toppel als Gender- und Seniorenbeauftragte der BG ZDF.
Die Vorsitzende der dbb Bundesfrauenvertretung, Helene Wildfeuer, erläuterte schon in ihrer engagierten Begrüßungsrede den Diskussionsbedarf zu diesem Thema. Politik und Wirtschaft diskutieren seit Monaten, wie sie die Auswirkungen der Digitalisierung auf dem Arbeitsmarkt stemmen können. Kurz und pointiert “Die Digitalisierung verändert unser ganzes Leben – am Arbeitsplatz und zu Hause“. Die Mehrrollenorientierung der Frauen mit Chancen und Risiken wird verstärkt in den Focus gerückt. Die bestehenden gesetzlichen Mitbestimmungsrechte müssen an die Erfordernisse einer zunehmend digitalisierten und entgrenzten Arbeitswelt angepasst werden. Denn je dezentraler die Beschäftigten arbeiten, desto wichtiger wird die Bündelung ihrer Interessen. Die Qualität der Arbeit muss dauerhaft gesichert werden. Die breite Zustimmung der Tagungsteilnehmer hatte Helene Wildfeuer sofort auf ihrer Seite. Die nachfolgenden Impulsvorträge vertieften dieses Thema und wurden später lebhaft diskutiert.
Dr. Kira Marrs, Wissenschaftlerin am Institut für sozialwissenschaftliche Forschung München, unterstrich in ihrem Beitrag “Frauen in der digitalen Arbeitswelt ” die Notwendigkeit einer gendergerechten Gestaltung der Arbeitswelt, um die Entwicklungs-und Karrierechancen der Frauen dauerhaft zu sichern. Neue Gestaltungsszenarien werden notwendig, so hob Dr. Kira Marrs hervor. Chancen ja, aber weder Euphorie noch Depression wären ange-bracht.
Der Pädagoge und Jugendforscher Prof. Dr. Klaus Hurrelmann sprach in seinem Vortrag über die Befindlich-keiten der jungen Menschen, der Generation Y, die mit der digitalisierten Welt selbstbewusst umgeht, erläuterte das Lebensgefühl im Spannungsfeld von Lebendigkeit und Ängsten. Diese Generation empfindet die Digitalisierung nicht als Bedrohung, ist bildungs- und bedürfnisorientiert und wünscht eine strategische Allianz zwischen Alten und Jungen. Die neue Zeit ist auch die Zeit der Älteren.
Die Podiumsdiskussion unter dem Thema „Gute Arbeit weiterdenken, Frauen mitdenken“ hob verschiedene Aspekte der Mehrrollenorientierung der Frauen verschiedener Generationen noch einmal deutlich hervor. Mobiles Arbeiten soll Frauen mit Familienpflichten ermöglichen, die Arbeit besser an die Lebensumstände anzupassen. Flexibilität, so Michael Niehaus, Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, Fachgruppe Wandel der Arbeit, dürfe nicht zur Selbstausbeutung führen. Sensible Auswertungen und Gefährdungsbeurteilungen sollen die Gesundheit der Beschäftigten und die Qualität der Arbeit langfristig garantieren. Entgrenzte Arbeit sowie flexible Arbeitsmodelle sind zu individuellen Arbeitsmodellen zu transformieren.
Lena Sophie Müller, Geschäftsführerin der Initiative D21, unterstrich in ihrem Bericht die aufschlussreichen Erkenntnisse über das Verhältnis der Bürgerschaft zum Internet und zu den digitalen Technologien. Die ältere
Beschäftigungsgruppe muss durch passgenaue Weiterbildung und gezielte Weiterbildung dort abgeholt werden, wo sie mit ihrem digitalen Knowhow gerade steht. So bleibt das Wissen der erfahrenen Beschäftigten im digitalen Wandel erhalten.
Die Tagung hob noch einmal hervor, den digitalen Wandel der Arbeitswelt als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen. Der Mensch steht im Mittelpunkt. Ein neuer sozialer Kompromiss ist zu finden. (Studie Grünbuch).
Gesetzgeber, Tarifpartner und Personalräte sind gleichermaßen gefragt, sich aktiv für einen geschlechterge-rechten digitalen Wandel einzusetzen.
Da sieht auch die VRFF Die Mediengewerkschaft ihre Aufgabe.
“Für das Können gibt es nur einen Beweis: Das Tun.”, so zitierte die Vorsitzende Wildfeuer der dbb Bundesfrauenvertretung die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach. – Die VRFF ist aktiv dabei!
Isa März-Toppel