24.10.2014/DW-Bonn/Bartosz Dudek/Bonn:
Seit 1. Oktober hat die Deutsche Welle (DW) eine neue Verwaltungsdirektorin. Barbara Massing (43) folgt auf Dr. Reinhard Hartstein (63), der am 1. Oktober in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Reinhard Hartstein war 22 Jahre lang Verwaltungsdirektor der DW. Der promovierte Volljurist bekleidete auch das Amt des stellvertretenden Intendanten und war 2001 Interimschef des deutschen Auslandssenders. In beiden Funktionen war der gebürtige Bayer für die in der DW vertretenen Gewerkschaften der Hauptverhandlungs- und Gesprächspartner. „Die VRFF war immer ein konstruktiver Partner, aber kein `Ja-Sager ́“, bilanziert Hartstein, der der Gewerkschaft auch „erstaunliche Stärke“ bei der DW bescheinigt. Jutta Schumacher, die VRFF-Betriebsgruppenvorsitzende in der DW, betont ihrerseits Hartsteins Verhandlungsgeschick, „bei dem immer wieder sein Humor und manchmal auch seine soziale Ader hervorblitzten“.
Im Rückblick sagt Hartstein, dass er in seinem Amt einen langen Lernprozess durchgemacht habe. So habe er die Bedeutung der Fremdsprachen und die „regionale Stärke“ der DW mit der Zeit schätzen gelernt. Zu den größten Herausforderungen seiner Amtszeit zählt er die Digitalisierung des Funkhauses und Verlegung des DW-Hauptsitzes von Köln nach Bonn. Auch die permanente Unterfinanzierung des Auslandssenders und zeitweise der Kampf gegen die Pläne der Bundesregierung Ende der 90-er Jahre, den Sender abzuschaffen, gehörten dazu. Im Nachhinein habe er sich nicht viel vorzuwerfen. „Wir haben zu früh auf Japanisch und Brasilianisch verzichtet“, zählt er lediglich auf. Er fügt jedoch hinzu, dass er 1999 für die Schließung des griechischen und polnischen Programms war, im Nachhinein sei er jedoch froh, dass der damalige Intendant Dieter Weirich eine andere Entscheidung getroffen habe.
Hartstein, der nach seinen Worten seiner Nachfolgerin eine „gut aufgestellte DW“ und „voll funktionsfähige Verwaltung“ überlasse, wolle nun die Pension für Bildung und Reisen nutzen. Er werde auch an dem Kommentar zum Rundfunkstaatsvertrag arbeiten, der inzwischen zum Standardwerk des deutschen Medienrechts geworden ist.
„Eine tolle Herausforderung“
Hartsteins Nachfolgerin Barbara Massing ist ebenfalls Volljuristin. Sie ist die erste Frau in der über 60-jährigen Geschichte des Auslandssenders auf diesem Posten. Trotz ihres jungen Alters kann sie bereits auf langjährige Erfahrung als Referentin der Geschäftsleitung bei ARTE und Chefin der Abteilung „Strategische Planung“ der DW zurückblicken. In beiden Funktionen hat sie tiefe Einblicke in das System des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gewinnen können.
Es ist das „internationale Umfeld“, das der gebürtigen Rheinländerin bei ihrer Arbeit in der DW immer gefallen hat. „Eine tolle Herausforderung, die viel Gestaltungsspielraum bietet“, freut sich die neue Verwaltungsdirektorin. „Wir sind mitten im Umbruch“, sagt sie mit Blick auf die tiefgreifenden Programm- und Strukturreformen, die Intendant Peter Limbourg eingeleitet hat. Finanzen und Personal sind entscheidende Bereiche, um den Erfolg des Umbaus zu sichern. Ziel der Neuausrichtung ist es, den Sender international wettbewerbsfähiger zu machen und zukunftsfest aufzustellen.
„Gute Kommunikation in alle Richtungen“, das ist Massings Maxime für ihre neue Aufgabe. Betroffene sollen so weit wie möglich an Entscheidungen beteiligt werden, „damit sie mitgetragen werden“. Viel hält sie von einem kooperativen Führungsstil, ist aber gleichzeitig „Freundin der klaren Worte“.
Auch wenn sie noch nicht über den langjährigen Erfahrungsschatz ihres Vorgängers in Verhandlungen mit Gewerkschaften verfügt, ist sie doch sehr zuversichtlich, sich auch in diese Materie schnell einzufinden. Als Leiterin des vom Intendanten eingesetzten „Change-Teams“ habe sie viele Bereiche des Hauses sehr nah kennengelernt, sei über diese Aufgabe auch gut vernetzt. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie die Einhaltung der tariflich vereinbarten Arbeitszeiten, beides ein großes Anliegen der Gewerkschaften, werden sicherlich bei Massing auf offene Ohren stoßen: Die zweifache Mutter bezeichnet sich selbst als „Familienmensch“, der mit beiden Füßen im Leben steht. Um sich um ihre beiden Kinder im Alter von vier und sechs Jahren zu kümmern, habe sie bisher keine Vollzeitstelle gehabt. Das ist seit Übernahme des neuen Amts im Oktober anders. „Das bedeutet in erster Linie eine große Herausforderung für meine eigene Organisation und die Flexibilität meiner Arbeitszeit“, lacht sie.
Jutta Schumacher ist auf jeden Fall gespannt auf den frischen Wind in der Verwaltungsdirektion des Senders. „Wir hoffen, dass Frau Massing die Kompetenz ihrer Mitarbeiter zu nutzen weiß”, meint die VRFF-Betriebsgruppenvorsitzende.