30.06.2014/DW/Bonn:
Intendant Peter Limbourg eröffnet das Global Media Forum der Deutschen Welle.
„Die entscheidende Plattform für Information und Partizipation ist heute das Internet.“ Das sagte der Intendant der Deutschen Welle, Peter Limbourg, am Montag zur Eröffnung des Global Media Forum in Bonn. Journalisten und Vertreter aus Politik, Kultur, Wirtschaft, Entwicklungszusammenarbeit und Wissenschaft aus über 100 Ländern diskutieren bis Mittwoch über das Thema „Von Information zu Partizipation – Herausforderungen für die Medien“.
Zur Eröffnung der siebten Ausgabe der Medienkonferenz der DW sagte Limbourg, das Internet sei „eine wunderbare Erfindung, die unser Leben vielfältiger, bunter, reicher gemacht hat. Sein weltweiter Siegeszug hat die Kommunikation und Mediennutzung revolutioniert. Es ist das Rückgrat der Globalisierung.“
„Mehr Teilhabe, gesellschaftliches Engagement und Interesse an politischen Entscheidungen – das ist eine weltweite Tendenz“, so der Intendant des deutschen Auslandssenders. Dies hätten zuletzt die Demonstrationen auf dem Maidan in Kiew, im Gezi-Park in Istanbul und in brasilianischen Städten gezeigt. Immer hätten Medien und vor allem Soziale Netze eine herausragende Rolle gespielt.
„Menschen von der Couch auf die Straße bringen“
Information und Interaktion über digitale Medien könnten „den letzten Impuls geben, um latente Stimmungen in Gegenöffentlichkeit und zivilgesellschaftliche Mobilisierung zu verwandeln. Anders gesagt: Um die Menschen von der Couch auf die Straße zu bringen.“ Chancen wie Risiken der digitalen Welt bilden den Spannungsbogen für die Diskussionen beim Global Media Forum.
Offenheit und Toleranz statt Entmündigung
„Die Kehrseite der wachsenden Verschmelzung von realer und digitaler Welt“, sagte Limbourg, seien die Beobachtung der Informationsströme und der Datenzugriff durch Dritte. Zugleich versuchten viele Staaten, durch Zensur, Einschüchterung und Verfolgung den Austausch von Informationen und die freie Meinungsbildung zu unterbinden. Limbourg: „Zensur und Propaganda bleiben zutiefst verwerfliche Zeichen von Entmündigung aufgeklärter Weltbürger. Dagegen setzen wir Offenheit und Toleranz, Vielfalt und Respekt – den gesamten Kanon demokratischer Werte.“
Mit den Diskussionen über die Bedrohung der Privatsphäre und der Freiheitsrechte durch die Möglichkeiten digitaler Technologie treffe das Global Media Forum „einmal mehr den Nerv einer international geführten Debatte“, so Limbourg.
Der Generalsekretär des Europarats, Thorbjörn Jagland, sagte zum Auftakt der Konferenz, die Frage sei nicht, wen Staaten ausspähen könnten oder wen nicht. „Das Kernthema ist, ob Überwachungsmaßnahmen auf klaren, demokratisch akzeptierten Regeln basieren und Bestandteil effektiver rechtlicher Prüfung und parlamentarischer Kontrolle sind“, so Jagland.
„Eine unbegrenzte Zukunft“ bescheinigt der US-amerikanische Informatiker Vint Cerf dem Internet. „Bisher sind nur ein bis zwei Prozent aller Anwendungen, die es unterstützen kann, ausgeschöpft“, sagte er auf dem Global Media Forum der Deutschen Welle in Bonn.
Vinton Gray (Vint) Cerf, Vize-Präsident von Google und einer der „Väter des Internets“, wandte sich am Montag, 30. Juni, per Videobotschaft an die Teilnehmer der Medienkonferenz der DW. Drei Tage lang geht es im World Conference Center in Bonn um das Thema „Von Information zu Partizipation – Herausforderungen für die Medien“.
Wenn es um die Zukunft des Internets gehe, drehe sich alles um Software, so Cerf, und in diesem Bereich gebe es keine Grenzen. Den Erfolg des Internets führt Cerf darauf zurück, dass es seit „eine offene Umgebung“ sei: „Die Menschen brauchen keine Erlaubnis, um Zugang zu bekommen.“ Cerf betonte in seiner Botschaft, es sei enorm wichtig, diesen Charakter zu bewahren. Nur aufgrund dieses Charakters habe das Internet „eine derartige wirtschaftliche Macht“ entfalten können.
„Nationale Grenzen schädlich“
Alle, die darüber nachdächten, das Internet national zu begrenzen, warnte er: „Das ist schädlich für die Wirtschaft und die weltweite Kommunikation, die wir mithilfe des Internets etablieren konnten.“
Cerf zeigte sich überzeugt, dass angesichts der komplexen Struktur des Netzes niemand das Internet kontrollieren könne. Wenn es um die Verwaltung des Netzes gehe, sei ein Multi-Stakeholder-Modell am ehesten geeignet: Die technische Community, die Zivilgesellschaft, der private Sektor und Regierungen sollten beteiligt sein, wenn es um politische Fragen in Bezug auf das Netz gehe.
Mitveranstalter und Partner
Partner des Global Media Forum 2014 sind unter anderem Amnesty International, Deutsche Telekom, Grimme-Institut, Nato, United Nations, Vodafone Institute for Society and Communications und Voices of Africa. Mitveranstalter ist die Stiftung Internationale Begegnung der Sparkasse in Bonn. Unterstützt wird die Konferenz zudem vom Auswärtigen Amt, dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der Stadt Bonn. Kooperationspartner ist The Right Livelihood College Campus Bonn