Erfahrungsbericht aus der Perspektive eines Delegierten
27.10.2021/VRFF-DW-Berlin/HG/Berlin: Schön, dass man mit 62 immer noch ganz neuer Erfahrungen machen kann! Da war sie also – meine erste Teilnahme an einem VRFF-Gewerkschaftstag.
Ob man die Präsenzveranstaltung im Ruhrturm in Essen aus gesundheitlichen Erwägungen für richtig halten mochte oder nicht, sei dahingestellt. Der Gewerkschaftstag wurde ja aus Coronagründen schon etliche Male verschoben. Jedenfalls war nicht zu übersehen, dass den Delegierten der so lang ersehnte persönliche Austausch von Gesicht zu Gesicht und ohne Teams, Teamviewer oder Zoom eine Herzenssache war.
Redebedarf enorm
Und Gesprächsbedarf gab es ohne Ende, sowohl beim Blick zurück auf die letzten Jahre als auch beim Blick nach vorn mit neuen Zeilen fest im Blick. Seit dem letzten Gewerkschaftstag, so erfuhren wir, konnten vier neue VRFF-Betriebsgruppen gegründet werden – ein toller Erfolg!
Von den inhaltlichen Debatten bleibt mir vor allem in Erinnerung, dass die VRFF erkannt hat, dass sie sich viel aktiver an den medienpolitischen Diskussionen im Land beteiligen muss. Schließlich ist es nicht ganz unwichtig, wie sich die Struktur der öffentlich-rechtlichen Medien entwickeln wird. Davon hängen eine Menge Arbeitsplätze ab sowie auch die Arbeitsbedingungen vieler Kolleginnen und Kollegen.
Ebenfalls von Interesse der Vorstoß mittels eines (gescheiterten) Satzungsänderungsantrags, AfD-Mitglieder nicht in die VRFF eintreten zu lassen, da jene ja die Abschaffung der öffentlich-rechtlichen Medien fordern. Für mich jedenfalls ein ziemlich hypothetisches Ansinnen. Will wirklich jemand von der AfD in die VRFF? Und was erreicht man mit Verboten? Sollte man sich nicht eher darum bemühen, die Existenzberechtigung der öffentlich-rechtlichen Anstalten noch besser zu begründen?
Dem Geist der Zeit folgend nahmen natürlich auch genderrelevante Themen einen großen Raum ein. Wen wundert es da, dass die Satzung der Gewerkschaft laut Beschluss demnächst komplett “durchgegendert” werden soll – dient sicherlich einem guten Zweck, aber der Begriff bleibt für mich ein heißer Kandidat für das Unwort des Jahres.
Vertrauensbeweis für Dagmar und Heiko
Ehe ich es vergesse: Herzlichen Glückwunsch an Dagmar Bahr! Sie ist jetzt eine der drei gleichberechtigten stellvertretenden Vorsitzenden und damit wiederum Mitglied des geschäftsführenden Bundesvorstandes. Heiko Flohr wurde als einer von zwei stv. Kassenprüfern gewählt.
Vielleicht zuletzt noch eine organisatorische Fußnote: Mir fiel auf, dass zu wenig Zeit blieb, um manche Themen auszudiskutieren in den zwei zur Verfügung stehenden Tagen. Das lag vor allem an der teilweise zähen, individuellen Abstimmung über die zahlreichen Satzungsänderungsanträge und die Abstimmung über die Kandidaten des neuen geschäftsführenden Bundesvorstandes und der Ressorts. Man kann diese beiden essentiellen Aufgaben ja nicht wegfallen lassen, nur sollte die VRFF aus meiner Sicht schleunigst dazu übergehen, Abstimmungen und dazugehörige Auszählungen in elektronischer (digitaler) Form durchzuführen. Das würde eine erhebliche Straffung und Zeitersparnis mit sich bringen.
Hardy Graupner