„Hand in Hand“ für Pflege: Bundesgendervertretung berät zu aktuellen Fragen

30.10.2022/VRFF-Gender/FB/Köln: Erstmals kamen am vergangenen Freitag Genderverteter*innen der VRFF-Betriebsgruppen virtuell zusammen. Ziel war es, wichtige Themen der Zusammenarbeit auf Bundesebene zu beraten. Im Mittelpunkt des mehrstündigen Treffens stand der Austausch über die Arbeit der Gendervertretungen in den Betriebsgruppen.

In allen Betrieben sind die Veränderungen spürbar, die das gewohnte Arbeiten in den Rundfunkanstalten und im Beitragsservice derzeit erfährt. Homeoffice und Hybrides Arbeiten bieten dabei wichtige Möglichkeiten, einfacher und flexibler private Themen mit den individuellen Job-Anforderungen „unter einen Hut“ zu bringen.

Auch eine Verlagerung von Schwerpunkten ist zu beobachten: Waren Probleme im Arbeitsalltag in der Vergangenheit die bedeutendsten Themen, so rücken die sozialen Fragen von Familien inzwischen stärker in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Dazu gehört die Pflege von Angehörigen. Auch heute sind es mehrheitlich Frauen, die damit verbundene Arbeit leisten. Vielfach nehmen die Kolleginnen in Kauf, dass die Reduktion von Arbeitszeiten und der Abbau des über die vertraglichen Pflichten hinaus geleisteten Engagements im Job zum fast vollständigen Stillstand der Karriere, zu Brüchen im beruflichen Werdegang und zu gesundheitlichen Problemen führen.

Diesen Entwicklungen bereits frühzeitig entgegenzuwirken ist eine wichtige Aufgabe unseres Bundesverbands.

Pflege darf nicht länger alleinige Aufgabe der Frauen sein!

Es war die gesamte Gesellschaft, die zugelassen hat, dass Image und Bezahlung in den Pflegeberufen inzwischen miserabel sind. Die Folge: Kaum noch Nachwuchs, der langfristig diese so wichtige Aufgabe übernehmen kann. Die Lösung liegt nicht im Ausbau der familiären Aufgaben, die – ganz besonders nach Corona – wieder mehrheitlich in den Händen der Frauen liegen. Wer jetzt Unterstützung bei der Finanzierung der häuslichen Arbeit durch Sozialleistungen für pflegende Frauen fordert, hilft dabei, diese Fehlentwicklung zu zementieren! Pflege ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe!

Frauen werden gebraucht – allem voran Fachfrauen im Job! Wir wollen nicht, dass unsere Kolleginnen mit all ihrem Fachwissen gezwungener Maßen die Arbeitszeit reduzieren, um mittelfristig die Aufgaben zu erledigen, die fachlich qualifizierte Pflegende in den meisten Fällen wahrscheinlich sogar sehr viel besser könnten. Unter den Bedingungen des heutigen Angebots an Bewerber*innen auf einem in fast allen Bereichen „leergefegten“ Arbeitsmarkt, auf dem es der „Öffentliche Dient“ in vielen Professionen deutlich schwerer hat als so mancher „Private“, brauchen die Kolleginnen und Kollegen Beratung und Begleitung im Betrieb auch in Sachen „Pflege“. Das rechnet sich! Viele Arbeitgeber*innen gehen hier voran durch die Herstellung von externen Kontakten zu spezialisierten Beratungsunternehmen. Diese haben den Auftrag, gemeinsam mit den Beschäftigten die möglichst einfachste und zu bewältigende Vorgehensweise zum Beispiel zur Regelung der Pflege von Angehörigen zu finden. Erreicht wird, dass die Frauen unter den pflegenden Kolleg*innen eben nicht wie selbstverständlich die Aufgabe alleine übernehmen, sondern vielfach auch externe Wege gefunden werden, zugleich die Fortsetzung der beruflichen Entwicklung sicherzustellen. Manchmal brauchts dazu nur einen Tipp.

So etwas mit großer thematischer Vielfalt endlich für alle Kolleg*innen im Öffentlich Rechtlichen Rundfunk einzurichten, unterstützen wir. Außerdem wird sich die Bundesgendervertretung auch weiterhin dafür einsetzen, dass Teilzeit und Karriere endlich in allen Unternehmen des Öffentlich-Rechtlichen Rundfunks „zusammengehen“.

Darüber hinaus leistet die Bundesgendervertretung einen wichtigen Beitrag bei der Weiterentwicklung von Gleichberechtigung und Gleichbehandlung von Frauen im Öffentlichen Dienst. Ihnen im Öffentlichen Rechtlichen Rundfunk und insbesondere in der VRFF eine Stimme zu sein in der Bundesfrauenvertretung des dbb – „dbb Frauen“ – ist zentrale Aufgabe der Stellvertretenden Vorsitzenden der Bundesgendervertretung der VRFF.

Aus organisatorischen Gründen wurde der als Tagesordnungspunkt geplante Wahlgang unter den Anwesenden auf die nächste Zusammenkunft verschoben. Für das Gremium hat die Mitarbeit der VRFF bei den „dbb Frauen“ eine große Bedeutung. Glücklicherweise hat sich das als Gast anwesende Mitglied unseres Geschäftsführenden Bundesvorstands, Dagmar Bahr, bereit erklärt, bis zur erfolgreichen Wahl der Stellvertretenden Vorsitzenden als Vertreterin aller VRFF-Mitglieder bei den „dbb Frauen“ mitzuwirken. Unsere bisherige erfolgreiche Arbeit dort kann also eine Fortsetzung finden.

Frank Bergmann

Foto: Pixabay, Fotograf: Public Domain Pictures