Vielen Senioren steht das Wasser bis zum Hals

Creditreform: Insgesamt sinkt die Zahl der Überschuldeten dank Konjunkturbooms

Gläubiger werden sich freuen: Die Zahlungsmoral in Deutschland hat sich ver- bessert, und auch die Zahl der Überschuldeten in Deutschland ist leicht gesunk- en, hat die Wirtschaftsauskunftei Creditreform ermittelt. Besorgniserregend seien aber zwei Entwicklungen, betont Creditreform – Vorstand Helmut Rödl bei der Vorlage des ” Schuldneratlas 2011 ” in Düsseldorf. Die Zahl der jungen Schuldner steige wegen Arbeitslosigkeit und hoher Ausgaben für den Konsum seit Jahren kräftig. Mehr als ein Viertel aller Schuldner seien jünger als 30 Jahre. Zudem kämen immer weniger Senioren mit ihrem Geld aus. Die Zahl der Überschuldeten über 70 sei seit 2004 um 42 Prozent gestiegen, so Rödl. Als überschuldet gilt, wer dauerhaft höhere Ausgaben hat als Einnahmen.

Nach einer DIW – Studie erhalte ein Mann, der heute in Rente gehe, aus der Ge- setzlichen Rentenversicherung im Schnitt sieben Prozent weniger als jemand, der vor zehn Jahren in Rente ging. Jeder zehnte ältere Mensch habe ein Ein- kommen unterhalb der Armutsrisikoschwelle und kein nennenswertes Vermögen. Die Kosten, auch für die Pflege, seien aber gestiegen.
Insgesamt habe sich die Lage für Schuldner und Gläubiger zuletzt aber leicht ver- bessert, sagt Rödl. ” Nur noch ” 9,38 Prozent aller Erwachsenen seien über- schuldet – insgesamt 6,4 Millionen Deutsche. Im Jahr zuvor lag die Quote bei 9,5 Prozent. Die Schulden belaufen sich dabei im Schnitt pro Kopf auf 33.700 Euro.
Hintergrund für die leichte Entspannung sei die gute Konjunktur- und Arbeits- marktentwicklung der letzten zwölf Monate. Auch Langzeitarbeitslose hätten von dem Aufschwung profitiert, die Chancen auf eine bezahlte Beschäftigung seien gestiegen – und damit die Chance, Schulden zu begleichen.

Eine Prognose für das kommende Jahr möchte Rödl angesichts der vielen Un- wägbarkeiten nicht abgeben. Die Überschuldungsrisiken nehmen aber zu, sagt Rödl. Die Rettung angeschlagener Staaten werde letztlich auf dem Rücken der Verbraucher ausgetragen.

Quelle: KSTA, 11/2011