“Vielfalt: Lehren, Lernen, Leben”: Bundesvorsitzender der VRFF auf dem Kölner CSD

07.07.2015/FB/VRFF/Köln:

“Vielfalt: lehren, lernen, leben”. Das war das Motto des diesjährigen Colognepride, dem Kölner CSD, auf dem am vergangenen Sonntag erneut viele Fachgewerkschaften des DBB, so auch die “VRFF – Die Mediengewerkschaft”, auf dem Mottowagen des DBB Köln vertreten waren. Mit dabei waren der VRFF-Bundesvorsitzende Ulrich Eichbladt, Bundes-Schatzmeister Jürgen Knipprath und die Betriebsgruppe Beitragsservice.

Foto: komba
Foto: komba

Seit den 1980er Jahren gedenken Schwule, Lesben und Transgender in NRW den Ausschreitungen am Rande einer Polizeirazzia am 28. Juni 1969 im New Yorker Lokal “Stone-Wall-Inn” auf der Christopher Street. Ging es damals um den Schutz vor Diskriminierung, die selbst in einer Stadt wie Köln mit “Rosa Listen” der Polizei tägliche Realität war, haben sich die Themen in den vergangenen 35 Jahren erheblich verändert. Anti-Diskriminierungsgesetz und Gender-Mainstreaming als erklärtes politisches Ziel der europäischen Regierungen haben es möglich gemacht, dass wir heute wie nie zuvor in der europäischen Geschichte durch ein ganzes Bündel von Maßnahmen gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz, bei der Wohnungssuche, auf dem Amt, in der Schule und anderswo geschützt sind. Werden alle diese Gesetze und Verordnungen genau beachtet, wird niemand mehr in unserem Land verfolgt oder geächtet aufgrund sexueller Orientierung, dem Geschlecht, der Hautfarbe oder religiöser Zugehörigkeit.

Und trotzdem: Mit fast 900.000 Besuchern, 137 Fußgruppen und Fahrzeugen ist und bleibt der Kölner CSD die größte Veranstaltung dieser Art in Europa.
Natürlich war die vollständige rechtliche Gleichstellung homosexueller Partnerschaften, die inzwischen selbst in den konservativen USA erreicht ist, ein Thema. Doch es geht um mehr: Rechtsnormen können nur die Basis sein für unser Zusammenleben – entscheidend ist, was die Menschen daraus machen. Das lässt sich nicht verordnen oder anweisen. Hier ist ein Umdenken erforderlich, das in Schule und Ausbildung beginnt.

Das ist auch dem VRFF-Bundesvorsitzenden wichtig, der mit seiner Teilnahme ein Zeichen gesetzt hat dafür, dass nicht nur am Arbeitsplatz, sondern bereits in Schule und Ausbildung die gegenseitige Akzeptanz und Toleranz gelebte Praxis werden müssen. Es ist traurig, zu lesen, dass die Selbstmordrate von homosexuellen Jugendlichen fünf mal höher ist als bei gleichaltrigen Heterosexuellen. Das spüren vor allem homosexuelle Jugendliche in der Schule. Immer noch setzen sich Eltern, Mitschüler und die Institution Schule oft zu wenig ein dafür, dass Mobbing und körperliche Gewalt ein Ende haben. Selbst schwule Lehrer und lesbische Lehrerinnen berichten von Mobbing unter KollegInnen. Hier muss dringend etwas passieren. Wer mit alten und nicht mehr gesellschaftsfähigen Ideen brechen will, muss bereits in Schule und Ausbildung damit beginnen. Hier sind zwei Dinge dringend erforderlich: Entschlossenes und konsequentes Handeln gegen Mobbing und Gewalt zum Schutz von LGBTI-SchülerInnen und LehrerInnen und die Themen Homosexualität und Transgender gehören in die Lehrpläne und Schulbücher.

v.l.n.r. Jürgen Knipprath, Ulrich Eichbladt, Angelika Toh
v.l.n.r. Jürgen Knipprath, Ulrich Eichbladt, Angelika Toh

Auch immer mehr Unternehmen stellen fest, dass aktives Handeln für Vielfalt, für das Zulassen von Unterschiedlichkeiten und das Fördern von Achtung und Respekt in Bezug auf die kulturelle und ethnische Herkunft, die sexuelle Orientierung und Identität, Alter und Geschlecht sowie körperliche Fähigkeiten nicht nur Betroffene vor Mobbing schützt, sondern sich auch betriebswirtschaftlich rechnet. So werden durch Diversity-Management Fachkräfte stärker an das Unternehmen gebunden und sind leistungsbereiter und aktiver.

Gerade der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk als Arbeitgeber mit seinem im Grundgesetz verankerten Auftrag hat hier die Aufgabe, noch stärker als bisher voran zu gehen: Geht es nun dabei um die Unterstützung für Auszubildende im Coming-Out, die rechtliche Gleichstellung von Regenbogenfamilien in Tarifverträgen und Verordnungen oder um die Gleichbehandlung transsexueller Menschen in beruflichen Perspektiven. Es fehlt ganz sicher nicht an gesetzlichen Grundlagen dafür, Homophobie und Transphobie zu überwinden. Hier kann die VRFF mit ihren Betriebsgruppen und Genderbeauftragten positiv in der Gesellschaft und zugleich stärkend in den Unternehmen ihrer Mitglieder wirken.

Für dieses positive Bild einer sich der Vielfalt mit all ihren Chancen öffnenden Gewerkschaft standen Ulrich Eichbladt und Jürgen Knipprath in Köln stellvertretend für alle Mitglieder der VRFF.

Wir wären nicht in Köln wenn der Colognepride neben der politischen Demonstration nicht auch eine bunte und fröhliche Parade wäre. Gemeinsam mit den KollegInnen aus DBB, DStG, komba und DPolG wurde gefeiert, gelacht und viele gewerkschaftliche Kontakte geknüpft.
Bereits jetzt steht fest: der CSD 2016 – nur mit der VRFF!