Ein Zeuge des Klimawandels. Der letzte Mitbegründer der VRFF Betriebsgruppe verläßt die DW

05.09.2016/VRFF/BD/Bonn:

Die Sachen gepackt, der Schreibtisch geräumt, den Computer zum letzten Mal heruntergefahren: „Es ist ein seltsames Gefühl. Ich hatte gedacht es würde einfacher sein“ – sagt an seinem letzten Arbeitstag Rolf Beauvisage (63), der nach fast 41 Jahren bei der Deutschen Welle in diesem Sommer in den Ruhestand getreten ist. Damit wird auch ein Stück Geschichte geschrieben. Denn Rolf Beauvisage war bis dahin der letzte noch berufstätige Mitbegründer des VRFF-Betriebsgruppe bei der DW.

rolfbeauvisage

„Ich verdanke der DW sehr viel Positives. Ich habe fremde Völker und Kulturen kennengelernt, und durch die DW auch die Liebe meines Lebens kennengelernt“ – fasst Rolf Beauvisage zusammen, was die Arbeit beim deutschen Auslandssender für sein Leben bedeutet.

Die Geschichte begann aber ganz unerwartet: Mit einer kaputten Telefonanlage.

Es ist das Jahr 1975. Firma Siemens, die für die Wartung der Telefonanlage bei der DW zuständig war, schickte einen ihrer Mitarbeiter ins Kölner Funkhaus. Sein Auftrag: Die Sache in Ordnung zu bringen. Seine Leistung: So gut, dass die DW-Verantwortlichen nicht zögern, dem talentierten und sympathischen jungen Mann einen Arbeitsvertrag anzubieten. So wird Rolf Beauvisage im Sommer 1975 bei der Deutschen Welle eingestellt. Die Arbeit bei dem deutschen Auslandssender erweitert seine Horizonte: Er reist viel und arbeitet bei den Relaisstationen in fernen Ländern.

Zurück in Köln will er sich gewerkschaftlich engagieren. Und er schreibt ein Stück (Gewerkschafts-)Geschichte mit: Zusammen mit den Kollegen Heinrich Marx und Karin Weyergans gründet er zum 01.01.1981 die VRFF-Betriebsgruppe in der Deutschen Welle, damals noch am Standort Köln. Weil viele Kollegen von der Verwaltung und der Technik sich weder von IG Medien noch von DJV vertreten fühlten, sei es notwendig gewesen, nach einer anderen Lösung zu suchen – erinnert er sich. So ist, nach dem Vorbild des ZDF, die VRFF-Betriebsgruppe aus der Taufe gehoben worden. „Und wie ich finde, aus diesem kleinen Säugling ist heute ein großes, erwachsenes Kind geworden“ – schmunzelt Beauvisage, der seit Mitte der 90-er Jahre in verschiedenen gewerkschaftlichen Gremien saß. 1997 erlebte er, wie die VRFF zum ersten Mal in der DW Tarifpartner wurde. 2012 kam die Krönung seines Engagements: Nach über 20 Jahren in den Personalräten der DW erfolgte die Wahl in den Vorstand des ÖPR Bonn.

Ein Zeuge des Klimawandels

In mehr als 41 Jahre in der Betriebszugehörigkeit wird Beauvisage ein Zeuge des Klimawandels: Nicht nur im ökologischen Sinne. „Früher gab es ein größeres Verständnis für das Miteinander. Heute, durch das Fehlen des Geldes, ist die DW nicht mehr so großzügig. Es herrscht Sparzwang und so kommt man schnell auf die Ideen, die nicht so gewerkschaftsfreundlich sind“ – fasst er zusammen.

Nichtsdestrotrotz, betont er, „wenn der Einzelne Probleme“ mit der DW hatte, war die Geschäftsführung stets „lösungsorientiert“ und „bereit zu helfen“. „Aber das große Verhältnis des Arbeitgebers zur Arbeitnehmerschaft ist stark abgekühlt“ – kritisiert er.

Für Menschen wie Rolf Beauvisage ist der Ruhestand zwar eine Zäsur aber kein Hindernis für das weitere gewerkschaftliche Engagement. So will er seine Erfahrung und Expertise weiter im Seniorenkreis der VRFF einsetzen. Sport und Familie sollen dabei auch nicht zu kurz kommen.

Drei erwachsene Kinder und ein Enkelkind werden ihn auch gut gebrauchen können – lächelt Beauvisage. Und seine weiterhin bei der DW tätige Frau Annemarie wird ihn mit den Neuigkeiten aus dem Funkhaus auf dem Laufenden halten. Auch wenn die Kartons gepackt sind: So endgültig ist der Abschied doch nicht.