17.01.2017/VRFF/Mainz: Wie heißt die Vorsitzende der dbb Bundesfrauenvertretung?
Andrea Nahles? Andrea Berg? Helene Wildfeuer? Helene Fischer?
So lautete eine Frage zu Frauenwissen in dem Gewinnspiel – „VRFF fragt nach“ anlässlich des „Herbsttreffens der Medienfrauen“ im ZDF in Mainz vom 4. bis 6. November 2016. VRFF Die Mediengewerkschaft hatte sich als Sponsor an der Veranstaltung beteiligt. VRFF-Frauen waren mit einem eigenen Informationsstand anwesend und hatten anlässlich des Herbstreffens der Medienfrauen eine eigene nur von Frauen gestaltete VRFF-Info der Betriebsgruppe Mainz herausgebracht.
Das „Herbstreffen der Medienfrauen“ gibt es seit 1978. Es geht zurück auf die Initiative einer Gruppe von ZDF-Frauen, die etwas gegen das Ungleichgewicht von Männern und Frauen im Sender und im Fernsehrat unternehmen wollten. Seit dem treffen sich Frauen aus den öffentlich-rechtlichen Sendern einmal jährlich bei einem jeweils anderen gastgebenden Sender, um sich über aktuelle Themen auszutauschen.
Das jüngste Treffen hatte den Titel „mächtig, weiblich, grenzenlos“ und befasste sich nach intensiven Diskussionen zu Flüchtlingsströmen, verschleierten Frauen und der sich entwickelnden Vorstellung, dass eine Frau die Weltmacht USA führen könnte mit scheinbar zeitlosen Themen wie (Ohn-) Macht, (verzerrte) Rollenbilder und Grenzen (-losigkeit).
Dazu sagte die Gleichstellungstellungsbeauftrage des ZDF, Marita Lewening zur Einführung: „Die notwendige Auseinandersetzung mit Menschen, die aus anderen Kulturen zu uns kommen, macht auch eine neue Debatte über gesellschaftliche Rollenbilder notwendig. Im Rückgriff auf traditionelle Rollenbilder von Mann und Frau kann keine Lösung liegen. Als Tradition sehe ich eher das, was wir in den letzten Jahrzehnten erkämpft haben. Wir sind nicht am Ziel angekommen, wir haben keinen Grund, uns auf dem bisher erreichten auszuruhen. In den Medien müssen wir dranbleiben, Rollen zeigen, Auseinandersetzungen spiegeln und klar Position beziehen. Die Gleichstellung von Mann und Frau ist nicht verhandelbar, sie ist nur ein Schritt zu mehr Gerechtigkeit in der Welt.“
Ministerpräsidentin Malu Dreyer unterstrich in ihrem Grußwort, jede Gesellschaft verdiene eine reale Gleichberechtigung von Frauen und Männern.
Die engagierte Schweizer Politologin und Philosophin Regula Stämpfli hielt den Impulsvortrag zur Diskussion über Sexismus im Netz “Globalisierung und die Rolle der Frau / Wie verändern sich Frauenbilder mit und durch die Medien?” und warnte davor „Klowänden“ des Internets mit zu viel Aufmerksamkeit eine Relevanz zu geben.
Shakuntala Banerjee berichtete als Journalistin im ZDF Auslandstudio Brüssel über ihre Erfahrungen. Dabei wurde deutlich, dass die gleiche Selbstverständlichkeit mit der Frauen selbst ihre Arbeit empfinden, in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit noch immer nicht gegeben ist. Die Journalistin erzählte von der Irritation über die Zusammensetzung des Korrespondenten-Büros aus drei Frauen und einem Mann und der Bezeichnung „Frauenbüro“. Ihr Beitrag thematisierte den inzwischen Geschlechter übergreifende Kult um Körper und Erscheinungsbild.
Seyran Ateş ist eine deutsche Rechtsanwältin, Autorin und Frauenrechtlerin türkisch-kurdischer Herkunft. Sie hat als Kind von „Gastarbeitern“ ihren Platz in der deutschen Gesellschaft erkämpft und tritt ein für gelingende Integration. Sie bezeichnet die „Multikulti“ -Haltung als fanatisch und die scheinbare Toleranz als ein Ausdruck von Desinteresse. Seyran Ateş schreibt in ihrem Buch „Der Multikulti-Irrtum“: Wer in Deutschland lebt, muss sich an die Werte unserer Gesellschaft halten. Nur so kann Deutschland ein Einwanderungsland im besten Sinne werden.
Ihr Resümee am Herbsttreffen besagte, dass wir gefragt werden wollen, weil wir bestimmte Qualifikationen haben und nicht weil wir Frau sind oder einen Migrationshintergrund haben. „Wichtig ist, was wir tun, nicht was wir sind.“
Thematisch vertieft wurden die unterschiedlichen Aspekte von den teilnehmenden 360 Medienkolleginnen in Workshops und einem kulturellen Rahmenprogramm mit regionalen Komponenten und vielen Vernetzungsmöglichkeiten.
Traditionell wurde die „Saure Gurke“ verteilt. Eine Auszeichnung für einen Negativ-Beitrag in Sachen Gleichstellung. Die “Saure Gurke 2016” erhielt die Redaktion “Markt” des WDR für ihren Beitrag “eMannzipation”. In der Begründung der Jury heißt es: “Tendenziös und verfälschend setzt sich der Beitrag mit der angeblichen Unterdrückung der Männer durch den Feminismus auseinander.” Darüber hinaus lasse die Redaktion die Protagonisten der Plattform ‘Nicht-Feminist’ unkommentiert zu Wort kommen.
Last not least kam Frau Dr. Maren Urner zu Wort. Sie hat in Neurowissenschaften promoviert, weil sie unser Denkapparat so fasziniert. Sie vermittelt die Erkenntnis, dass wir noch weit davon entfernt sind unser Gehirn zu verstehen, aber die positive Botschaft, dass unser Gehirn veränderbar ist, und zwar ein Leben lang. Wahrnehmungen, Gewohnheiten und Entscheidungen sind also offen für unsere (Lern)-Erfahrungen.
Maren Urner ist Geschäftsführerin des Online Magazins “Perspective Daily”, und schließt mit ihrem Ausblick “Mit Neurowissenschaften und konstruktivem Journalismus für eine bessere Zukunft” das Herbsttreffen der Medienfrauen im ZDF in Mainz.
Als Ergebnis des Herbsttreffens der Medienfrauen 2016 im ZDF in Mainz kann zusammengefasst werden:
Erreichte Standards dürfen nicht zurückgedreht werden; Frauenrechte sind nicht verhandelbar.
Gastgeberin für das Herbsttreffen der Medienfrauen 2017 wird die Deutsche Welle sein.